Wir sind zuversichtlich, dass diese Eingliederung das Vertriebsnetzwerk von Komatsu weiter stärken wird und als Basis für zukünftiges, nachhaltiges Wachstum unsere Fähigkeit steigert, unseren Kunden ein Höchstmaß an erstklassigem Service zu gewährleisten“, heißt es in einer Mitteilung der Komatsu Germany GmbH. Thomas Jedrzejczak, der bisherige Geschäftsführer der GP Baumaschinen GmbH Halle, wird der Gesellschaft aktiv erhalten bleiben und sowohl für Mitarbeiter als auch Kunden ein Garant für die zukünftigen Aufgaben sein und die Unternehmensziele weiter langfristig verfolgen und mit entwickeln. „Wir möchten unsere Wertschätzung für die langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Papenburg Gruppe ausdrücken, die im Jahre 1989, mit dem Einstieg von Komatsu in die Hanomag, begann. Die Papenburg Unternehmensgruppe wird auch in Zukunft die hochwertigen Produkte von Komatsu in ihren Unternehmen zum Einsatz bringen, sodass wir uns weiterhin auf eine vertrauensvolle und langfristige Kooperation freuen“, erklärt die Geschäftsführung der Komatsu Germany GmbH. Die Firma Schlüter für Baumaschinen blickt mit ihrem erfahrenen Team und nunmehr rund dreiviertel Abdeckung des deutschen Marktes positiv in die Zukunft. In dem neuen Verbundnetzwerk stehen dann rund 1.000 Mitarbeiter an 34 Standorten für Kunden-Dienstleistungen zur Verfügung. Komatsu freue sich, mit Schlüter einen starken Partner zu haben, mit dem sich das Unternehmen langfristig für eine erfolgreiche Zukunft aufstellen kann, so die Geschäftsführung der Komatsu Deutschland GmbH.
Bereit für die digitale Transformation - Schlüter Baumaschinen GmbH investiert in die Zukunft
Zum VDBUM-Branchengespräch hat sich die zweite und dritte Generation der Schlüter Baumaschinen GmbH – Thomas Schlüter, Thomas Schlüter jr. und Maximilian Schlüter – mit VDBUM-Geschäftsführer Dieter Schnittjer, VDBUM Info-Chefredakteur Wolfgang Lübberding und VDBUM Info-Redakteur David Spoo getroffen. Im Mittelpunkt des Gespräches standen die Beweggründe der Übernahme der GP Baumaschinen GmbH Halle inklusive der G-tec Positioning GmbH, die damit verbundenen Herausforderungen sowie die künftige Ausrichtung des Unternehmens.
Dieter Schnittjer: Wie hat sich die Chance zur Erweiterung Ihrer Komatsu-Aktivitäten ergeben und wann konkretisierte sich diese Möglichkeit?
Thomas Schlüter: Bereits seit Mitte/Ende der 80er Jahre besteht eine enge Kooperation zwischen beiden Unternehmen. Damals entstanden Überschneidungen bei der Entwicklung der Komatsu-Handelshäuser Schlüter Baumaschinen GmbH und GP Baumaschinen GmbH. Der Grund dafür war nicht ein Wettbewerbsgedanke, sondern unterschiedliche Unternehmensstrategien und Geschäftsmodelle. Seinerzeit haben wir begonnen, gemeinsame Wege zu suchen. Letztlich hat es bis Mitte Juni 2021 gedauert, bis die Familien Papenburg und Schlüter das Projekt gemeinsam umsetzen konnten. Ein großer Vorteil war, dass wir uns seit mehr als drei Jahrzehnten kennen. Die Familie Papenburg hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Komatsu heute in Hannover produziert. Dass unser beider Herz an diesen gelben Maschinen hängt, verbindet uns sehr. Das Vertrauen zwischen beiden Familien hat auch dazu geführt, dass die Familie Papenburg uns das Unternehmen verkauft hat - auch mit dem Vertrauen, dass wir es weiterführen.
Dieter Schnittjer: Welche Herausforderungen müssen Sie bewältigen, um einen seit 31 Jahren erfolgreichen Baumaschinenhändler wie GP Baumaschinen zu übernehmen?
Thomas Schlüter: Die GP Baumaschinen GmbH ist ein Familienunternehmen, in dem es feste über Jahrzehnte aufgebaute Strukturen gibt. Nun gilt es, das Vertrauen der Mitarbeiter und Kunden zu gewinnen. In den letzten zehn Tagen waren meine Söhne Thomas, Maximilian und ich unterwegs, um uns den Mitarbeitern persönlich vorzustellen. Wir haben ein brummendes und funktionierendes Unternehmen vorgefunden, das war in der Vergangenheit bei der Übernahme von Händlern nicht immer der Fall. Getroffen haben wir sehr motivierte Mitarbeiter, die uns offen gegenübergetreten sind und mit Spannung den Synergien entgegenblicken, die sich durch den Zusammenschluss ergeben. Wir haben festgestellt, dass das Geschäftsmodell, das wir zu bieten haben – die Systemnutzung rund um die Baumaschine – Kunden und Mitarbeiter begeistert.
Wolfgang Lübberding: Sie sprachen die Kooperation der beiden Familienunternehmen an und dass Sie sich seit Jahrzehnten sehr gut kennen. Gab es auch mal technische Ansätze, die man gemeinsam versucht hat, zu lösen?
Thomas Schlüter: Ja, eine Zusammenarbeit gab es schon - sei es in der Produktentwicklung, im Service, auf den Baustellen unserer gemeinsamen Kunden. Die Koordinierung der Händler untereinander, das Bündeln der Kräfte ist erforderlich und ist uns oft gelungen.
Dieter Schnittjer: Durch die Neuaufstellung erweitern Sie auch die Flotte der Servicefahrzeuge. Ein Vorteil ist, dass Sie dann auch ein einheitliches Preissystem im gesamten Vertriebsgebiet anbieten können.
Thomas Schlüter: Den überregionalen Service und ein einheitliches Preis-/Leistungsverhältnis – das müssen und wollen wir abbilden – in Frankfurt/ Main genauso wie in Frankfurt/Oder. Für unsere Konzernkunden sind wir schon viele Jahre bundesweit unterwegs. Die Ressource Monteur ist aber denkbar knapp. Die Neuaufstellung gibt uns eine Chance, unproduktive lange Anfahrten unserer Monteure einzusparen und dennoch schnell vor Ort zu sein.
Maximilian Schlüter: Uns liegt auch daran, dass wir unsere überregionalen Kunden mit diesem strategischen Schritt noch professioneller bedienen können. Das gilt natürlich auch für die GP-Baumaschinen-Bestandskunden. Die Möglichkeit, die Professionalität auszubauen, ist ein wichtiger Synergieeffekt.
Thomas Schlüter: Wir verfügen nun über 34 Standorte, inklusive der zehn Standorte von GP-Baumaschinen, die wir komplett weiterbetreiben. Die Standorte passen zu uns wie die Faust aufs Auge. Diese Einheit hat dann 1.000 Mitarbeiter und die benötigen wir auch, um das Dienstleistungsportfolio
für unsere Kunden garantieren zu können: Vermietung, Wartung und Reparatur, Ersatzteile, Finanzdienstleistung – all das, was rund um die Baumaschine, das yellow metal, nötig ist.
Dieter Schnittjer: Der Begriff Systemnutzung ist in Ihrem Unternehmen ein wichtiger Punkt. Grafisch stellen Sie das ja sehr gut dar als eine Blume, in der die Faktoren ineinandergreifen. Es geht Ihnen eben nicht nur um das gelbe Metall, sondern eine komplette Dienstleistung.
Thomas Schlüter: Schlüter Erwitte präsentiert sich seinen Kunden auf drei Ebenen. Dies werden wir auch für Schlüter Baumaschinen Halle und die neuen Standorte umsetzen. Die erste Ebene ist das Gebiet vor Ort. Hier stellen unsere Gebietsvertreter den Kontakt zum Kunden sicher. Das Portfolio an Maschinen von Komatsu, Sennebogen, Topcon und NPK und der Dienstleistungen ist enorm: Maschinensteuerungen, digitale Baustelle, Servicepakete, Finanzierung. Die zweite Ebene sind die Key Accounts, die überregional den Vertrieb für unsere Konzernkunden organisieren. Sie gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die dritte Ebene ist das Produktmarketing, das in Erwitte zentralisiert ist. Hier haben wir Produktspezialisten, die unsere Vertriebler vor Ort unterstützen. Generell sind wir so gestrickt, dass wir gleichermaßen einen einzelnen PC 16 verkaufen wollen sowie eine ganze Flotte. Beides ist uns wichtig.
Dieter Schnittjer: Das ist eine wichtige Botschaft. Trotz der Unternehmensgröße, die Sie nun erreichen, liegt der Fokus auf jedem einzelnen Kunden und jedem einzelnen Gerät.
Thomas Schlüter jr.: Es geht uns um die Kunden, die regional unterwegs sind, etwa im GaLaBau, und die national agierenden Unternehmen in unterschiedlichen Branchen. Im Key Account haben wir die Möglichkeit, uns auf verschiedene Branchen fokussieren zu können – auf den Hafen, die Holzindustrie, auf Steine und Erden, auf das Bauhauptgewerbe, Erdbau-, Tiefbau und Straßenbau. Gerade in Bezug auf meinen Bereich, die Digitalisierung, gibt es in diesen Branchen starke Unterschiede. Wichtig wird zunehmend der gesamte Wertestrom: Mensch – Maschine – Material – Daten und auch der Aspekt Zeit, der auch Kosten verursacht, eben das Gesamtkonstrukt aus Faktoren. Durch den Bereich digitale Baustelle können wir uns um alle digitalen Prozesse beim Kunden kümmern. Ich nenne als Beispiele Maschinensteuerungen, Vermessung, aber auch Drohnenbefliegungen und mehr Sonarbefahrungen, Datenanalyse, Trainings. Wir sind nun noch viel besser in der Lage, unsere Kunden auf dem Weg zur Vernetzung oder digitalen Anwendung begleiten zu können. Maschinensteuerung und Vermessungstechnik sind für uns bereits seit über elf Jahren wichtige Themenfelder, wir können uns hier mit der Firma G-tec jedoch stark ergänzen – auch im Bereich Technologie und Software. Dabei geht es eben nicht nur um die Baumaschine, sondern um die gesamte Anwendung, beispielsweise das Erfassen von Rechnungen oder auch um Sicherheitsaspekte. Mit kleinen Technologien und Produkten lässt sich beim Flottenmanagement schon ein großer Mehrwert erzielen.
Dieter Schnittjer: Was den VDBUM umtreibt, ist das Thema Baulogistik, die Digitalisierung zwischen den Maschinen und zwischen den einzelnen Akteuren auf der Baustelle. Sie wollen also genau in dieser Richtung systemtechnisch tätig werden?
Thomas Schlüter jr.: Das ist ein ganz wesentlicher Aspekt dieses Ansatzes – sowohl von G-tec als auch von digitaler Baustelle. Es geht um den Einsatz beim Kunden, um die Abläufe auf der Baustelle und das muss herstellerübergreifend sein. Abgeschlossene Systeme auf einen Hersteller bezogen, die bringen den Anwender nur bedingt weiter.
Dieter Schnittjer: Es ist wichtig, Menschen mitzunehmen, die aktuell noch nicht so sehr in der Digitalisierung verankert sind. Wie wichtig wird die Aus- und Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter dieser doch sehr großen Unternehmensgruppe?
Thomas Schlüter jr.: Wir kamen auf unsere schöne Blume zu sprechen, wo auchdie Handelscenter oder Unternehmensbereiche zu sehen sind. Den Stellenwert der Aus- und Weiterbildung wollen wir auch daran explizit deutlich machen. Wir wollen den Bereich Schulung und Ausbildung auf das gleiche Level wie etwa Vertrieb oder Vermietung heben. Digitalisierung ist ja auch attraktiv für junge Azubis, da besitzen wir mit der digitalen Baustelle, Digitalisierung, G-tec einige Attraktivität. Kundenorientierung ist ein wesentlicher Faktor der Schlüter-Akademie, wo Simulatortrainings stattfinden und der Baumaschinenführerschein erlangt wird. Stück für Stück wollen wir die Spezialisierung auch mit in die Ausbildung ziehen – Maschinensteuerung und Sensorik, Software oder auch Motorsteuerung und auch verschiedene Antriebskonzepte.
Thomas Schlüter: Derzeit haben wir 100 technische und 20 kaufmännische Azubis. Wir haben bei Schlüter Erwitte heute ein Durchschnittsalter von 38, bei Schlüter Halle haben wir ein Durchschnittsalter von 45. Das ist ein eklatanter Unterschied und wir wissen, was wir diesbezüglich im Sinne von Ausbildung zu tun haben, denn wir können nur mit Hilfe der Jugend wachsen. Die Akademie in Erwitte wächst und gedeiht. Wichtig ist aber, die Lobbyarbeit für unsere Berufe zu verstärken. Wir müssen uns zusammenschließen, um junge Leute für Berufe in der Branche zu begeistern. Der Nachwuchs wächst unter schwierigeren Bedingungen auf als unsere Generation. Wir haben in der Berufsausbildung eine große Verantwortung, diese jungen Leute nicht nur für den Fachbereich fit zu machen, sondern auch für das Leben.
Dieter Schnittjer: Neben Digitalisierung sowie Aus- und Weiterbildung bestehen weitere Herausforderungen. Genannt seien C02-Neutralität, sich verändernde Antriebstechnologie, durch die sich auch das Neugeschäft und später den Gebrauchtmaschinenmarkt ändern wird. Wie wird sich der ganze Baumaschinenbereich aus Ihrer Sicht heraus entwickeln?
Thomas Schlüter: Es macht großen Spaß, dies mit unseren Herstellern - Komatsu, Sennebogen, Topcon - unternehmerisch gestalten zu dürfen. Zunächst haben wir das Glück, dass wir in der Off-road-Branche unterwegs sind, in der Infrastruktur und auch in der Gewinnung von Rohstoffen – Bereiche, die lebensnotwendig für die Menschheit sind. Die Arbeitsmaschinen, die in diesem Bereich eingesetzt werden, sind von großen Drehmomenten abhängig und müssen mobil sein. Gleichzeitig sind stationäre Maschinen teil- und vollelektrifiziert, die ersten Akkubagger sind im Einsatz, nach zehn Jahren Entwicklung ist Hybridtechnologie serienreif. Sicher werden wir rund 20 Jahre brauchen, bis wir uns in einem neuen Standard befinden werden, was Antriebskonzepte von Baumaschinen angeht. Dazu gehört eben auch die Qualifikation unserer Mechaniker, denn Maschinen mit Verbrennungsmotor werden auch in 20 Jahren noch auf Baustellen stehen, wo es keinen Strom gibt. Womit auch immer sie angetrieben werden, eine Arbeitshydraulik wird noch immer nötig sein. Die Digitalisierung, die Vernetzung, die Baulogistik, die Kommunikation zwischen den Maschinen verschiedener Hersteller untereinander, etwa bei Arbeitsgemeinschaften, dass die Funktionen auf Basis der digitalen Baustelle funktionieren und durch uns begleitet werden, das sehen wir als unsere Aufgabe.
Dieter Schnittjer: Der nächste Schritt ist die Automation. Sie werden als Partner des Bauunternehmens zwangsläufig noch mehr in den Bauprozess einbezogen.
Maximilian Schlüter: Richtig. Und da sehen wir uns auch als Partner und das werden wir ausbauen und professionalisieren. Hier geht es um ein Gesamtkonzept– von Einsatzberatung, Hardware, Software, Dienstleistung, Support, Technik - Einsatzberatung auf Kundenniveau, der Präsentation und Vorführung einer Lösung. Bis Einsätze automatisiert oder autonomisiert sind, wird noch einige Zeit vergehen, da Baustellen ein sehr komplexes Gebilde sind. Dabei ist der Sicherheitsaspekt ein ganz entscheidender. Wir haben schon sehr viel Technik zur Verfügung, die unterstützen und einen großen Mehrwert bieten kann, wenn man sie richtig einsetzt. Bei der Frage, wie man die Möglichkeiten einsetzt, da sehen wir uns als einen wesentlichen Akteur. Dennoch bleibt eines wichtig: Erfahrung und das Wissen der Betreiligten auf der Baustelle, das ist entscheidend.
Dieter Schnittjer: Können Sie als der größte Komatsu-Händler in Europa Einfluss auf die Entwicklung nehmen bei den Herstellern, die Sie nun vertreten – Komatsu, Sennebogen und Topcon? inwieweit funktioniert das bei einem weltweiten Hersteller für den regionalen Markt?
Thomas Schlüter: Das ist ein Grund für unsere starke Entwicklung ab dem Jahr 2000 gewesen. Wir haben zunehmend gemerkt, dass die Anfragen, die Kunden an uns stellen, zu einer Produktentwicklung führen. Der deutsche Markt ist in der Tat der anspruchsvollste, den wir auf der Welt haben. Deswegen haben wir auch so viele Produktgruppen, die auch in sich wieder so stark ausgebildet sind. Es ist ein großer Motivationsfaktor, dass Komatsu mehr und mehr auf uns eingeht und uns Serienlösungen bringt und die Produkte zunehmend so baut, wie wir sie für den deutschen Markt benötigen. Da fallen mir beispielsweise Spezialanwendungen für die Abfallwirtschaft ein oder Luftführungen in den Maschinen. Das begeistert. Und wir haben es jetzt auch über 30 Jahren geschafft, dass wir knapp 90 % aller in Europa eingesetzten Maschinen auch in Europa produzieren. Knapp 70 % der Maschinen, die wir in Deutschland brauchen, kommen heute aus Hannover. Das ist eine Basis.
David Spoo: Können Sie weitere Beispiele von Maschinen nennen, auf deren Entwicklung Sie Einfluss nehmen konnten?
Thomas Schlüter: Wir hatten bei den sogenannten I-Baggern, wie dem Komatsu PC 210, bei dem die Maschinensteuerung voll integriert ist, nach Einsatz der ersten Generation innerhalb von drei Jahren, was bei Komatsu einer Halbierung des Produktzyklus entspricht, bereits die zweite Generation auf den Markt gebracht, in der konkret Wünsche umgesetzt wurden. Wir waren auch bei der Entwicklung des Radladers WA475-10 eingebunden, auch bei Kompaktladern und Mobilbaggern – es gibt eigentlich kein Produkt mehr, bei dem wir nicht integriert sind. Beim Standardmobilbagger war es möglich, innerhalb von 18 Monaten zwei Kurzheckmodelle zu bringen, das wäre noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen.
Dieter Schnittjer: Das war die Betrachtung von Komatsu. Bei Sennebogen haben Sie auch Strategien für den Baggerbereich entwickelt?
Thomas Schlüter: Mit Sennebogen arbeiten wir ja seit mehr als zehn Jahren zusammen. Neben den Standardmaschinen, die von ihrer Performance, ihrem Design und von der Qualität her Spitzenklasse sind, betreibt Sennebogen das Projektgeschäft und baut Maschinen individuell. Da haben wir Elektro- und Hybridantriebe und Portalmaschinen, wo jede Maschine anders aussieht. Für den Bereich individuell konfigurierter Maschinen haben wir Spezialisten im Haus. Teilweise gibt es diese Konfigurationen auch in Kleinserien.
Dieter Schnittjer: Nicht jedes Gerät, das heute auf dem Markt ist, beinhaltet die benötigte Steuerung. Es geht also oftmals auch um die Nachrüstung ganzer Flotten. Hier wird Topcon sicher langfristig Ihr Partner sein?
Thomas Schlüter: Mit Topcon arbeiten wir seit elf Jahren zusammen. Die Zusammenarbeit mit Sennebogen und Komatsu unterscheidet sich dahingehend, dass wir Topcon heute eher als einen Lieferanten von Software und Ideen sehen. Topcon ist weit vorne mit seinen Lösungen, jeder würde gerne diese Instrumentarien und die Software verkaufen. Das alleine nützt jedoch nichts, denn man muss Mitarbeiter täglich neu qualifizieren und bereithalten, damit sie in der Lage sind, diese Systeme zu verkaufen und den Support zu leisten. Das tun wir und wir sind bereit für die digitale Transformation.
Dieter Schnittjer: Ein zunehmend wichtiger großer Part ist das große Anbaugeräteprogramm.
Thomas Schlüter jr.: Genau. Anbaugeräte haben bei uns einen sehr hohen Stellenwert, den wir auch zunehmend mehr in den Fokus stellen mit NPK oder auch Genesis. Die Anpassung der Baumaschine für den Einsatz, das hat bei uns in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das bekommt jetzt auch noch einmal einen deutlichen Schub, weil viele unserer Kunden den Mehrwert nicht unbedingt im Trägergerät sehen, sondern in der Applikation, dem Anbaugerät selbst. Die Fragen lauten zunehmend: Was kann man mit dem Anbaugerät und der Gesamtkonfiguration machen und was bietet das im Sinne von TCO inklusive von Wartung, Reparatur und Finanzierung?
Maximilian Schlüter: Dieser TCO-Ansatz (Total Cost of Ownership, Gesamtkosten des Betriebs, d. Red.) oder Application Engineering, das ist etwas, das uns sehr viel Spaß macht. Das bringen wir auch in die Bereiche wie Steine und Erden oderAbfallwirtschaft oder Verkehrswegebau hinein und das ist auch ein Grund, dass wir Anbaugeräte in unserer eigenen Fertigung entwickeln und herstellen, um optimale Werkzeuge, die im Sinne von life cycle cost optimiert sind, weil die Symbiose aus Träger- und Anbaugerät einen wettbewerbsfähigen Kostensatz pro Stunde bietet. Gerade unsere Konzernkunden, die sich strategisch weiterentwickeln, investieren in deren Geschäftsmodell und nicht in Mobilgeräte. Diese Tendenz sehen wir mehr und mehr und sehen uns da als der Systemnutzungs-Lieferant, der abgesehen vom Fahrer und vom Treibstoff fertige Lösungen heruntergebrochen auf Kosten pro Stunde oder pro Tonne zu liefern hat.
Dieter Schnittjer: Sie haben das große Glück, dass die nächste Generation bereits in das Familienunternehmen Schlüter eingestiegen ist. War es immer eine Selbstverständlichkeit, dass Sie, Maximilian und Thomas jr., in der Baubranche wirken wollen?
Thomas Schlüter jr.: Wir haben in der Familie immer offen darüber gesprochen und es war klar, dass wir nicht gezwungen sind, die Firma weiterzuführen. Wenn man aber als Junge mit Baumaschinen aufwächst, dann motiviert das ja schon von selbst. Die Frage, es nicht zu tun, hat
sich nie gestellt.
Maximilian Schlüter: Neben uns sind viele Menschen im Unternehmen tätig, die sozusagen auch der neuen Generation angehören. Sie starten bei Schlüter mit ihrer Ausbildung in den verschiedensten Berufen. Es ist ja der Ansatz der Systemnutzung. Wir haben so viele interessante Jobs bei uns. Wenn man damit aufwächst, wenn man sich innerhalb der Familie ja auch jeden Tag darüber unterhält, dann ist es einfach klar, diesen Weg zu gehen.
Dieter Schnittjer: Ihre beiden Söhne sind also als dritte Generation im Unternehmen tätig. Haben Sie, Herr Schlüter, einen Fahrplan für den Austritt aus dem aktiven Berufsleben?
Thomas Schlüter: Ich denke, acht bis zehn Jahre werde ich aktiv dabei bleiben. Man darf nur nicht den Fehler machen, anderen irgendwann im Wege zu stehen. Wir haben hier das große Glück, dass wir zwei Männer am Start haben, die richtig Bock auf das Unternehmen haben und die die nächste Generation der Belegschaft mitziehen. Nur wenn man weiß, dass eine Generation da ist, der die Arbeit Spaß macht, kann man solche Risiken eingehen, wie wir es tun. Die Übernahme der GP Baumaschinen ist eine Weichenstellung für die Jugend. Mein Vater hat das Unternehmen der nächsten Generation vor 25 Jahren übergeben und ich freue mich, mit der jetzt getätigten Investition die Zukunft in Sicherheit zu gestalten. Schaffen tun wir das jetzt vor allem dadurch, dass wir neben unserer aktuellen dreiköpfigen Geschäftsführung durch meinen Bruder Kaspar-Heinrich, Torsten Krebs und mich in den letzten Jahren die Struktur durch sehr kompetente Bereichsleiter im Vertrieb durch Lars Göhler, im strategischen Kundendienst durch Christian Potyka, im operativen Kundendienst durch Peter Rustler und in Rent durch Alexander Chalkas erweitert haben. Mit all unseren Mitarbeitern sind wir zusammen ein starkes Schlüter-Team.
Dieter Schnittjer: Es ist eine beeindruckende Entwicklung, die Sie familiär eingeleitet haben. Wir als VDBUM wünschen Ihnen, dass das alles gut gelingt. Und der familiäre Rückhalt bietet ja auch die besten Voraussetzungen dafür. Wir danken Ihnen für dieses informative Gespräch und wünschen Ihnen Dreien alles Gute.