… seinen Besuch in der Ukraine und die aktuelle Situation vor Ort: „Ich war in der Stadt Uschhorod, ganz im Westen der Ukraine im Einsatz. Aufgrund der Lage – die Stadt liegt nah an der Grenze zur Slowakei und nahe zu Ungarn – ist die Situation dort momentan sicher. Zwar gibt es häufig Raketenalarm, allerdings wurde die Stadt bisher nicht bombardiert. Wir gehen auch nicht davon aus, dass dies in nächster Zeit passieren wird, da russische Raketen durch angrenzendes NATO-Gebiet fliegen müssten. Die Sirenen sind jedoch ein ständiger Begleiter der Einwohner und schlagen stark auf die Psyche. Wegen ihrer sicheren Lage hat sich Uschhorod zu einem Zufluchtsort zahlreicher Kriegsflüchtlinge entwickelt, innerhalt kurzer Zeit hat sich die Bevölkerung in vielen Städten in der Westukraine mehr als verdoppelt und steigt weiterhin stark an. Die Geflüchteten sind in Schulen, Turnhallen und anderen Unterkünften untergebracht. Aber auch die Einwohner stellen Kriegsflüchtlingen ihre Wohnungen zur Verfügung, indem sie selbst zu Verwandten oder Nachbarn ziehen. Der Zusammenhalt in der Bevölkerung ist sehr beeindruckend. KOLPING Ukraine hat verschiedene Flüchtlingsunterkünfte vor Ort eingerichtet, in denen die Menschen mit Nahrung, Kleidung und Schlafplätzen versorgt werden. Permanent wird auf das Handy geschaut, um Nachrichten aus der Heimat zu verfolgen. Es ist sehr surreal: Während in Uschhorod der Alltag für die Bewohner mehr oder weniger weitergeht, werden nur wenige Stunden entfernt Städte und ganze Gebiete bombardiert und zerstört. Die Geflüchteten, die ich kennengelernt habe, sind oftmals traumatisiert und alle wollen so schnell wie möglich nach Hause. Doch das Zuhause vieler Menschen ist aktuell russisches Gebiet. Für die Ukrainer bleibt daher keine Alternative außer dem Sieg über die Invasoren – oder sie müssen unter russischer Unterjochung leben. Deswegen melden sich auch so viele junge Menschen für das Militär. Das Schicksal und die Geschichten der Kriegsflüchtlinge gehen mir und allen Helfern sehr nahe, oft haben wir zusammen mit den Menschen geweint.“
… unsere Spende und wie sie eingesetzt wird: „Zunächst einmal möchte ich dem Unternehmen Schlüter und allen Mitarbeitenden danken, dass sie diese gemeinsame Spendenaktion gestartet haben. Generell haben die Menschen in Deutschland eine große Anteilnahme gezeigt, bei uns sind wahrlich viele Spenden für die Ukraine eingegangen. Diese werden für die humanitäre Hilfe in den Kriegsgebieten und Zufluchtsstädten – also für Essen und Trinken, Kleidung, Medizin und Verbandsmaterial, etc. – eingesetzt. Bei Sachspenden achten wir darauf, dass die Dinge den Menschen auch wirklich helfen und von ihnen verwendet werden können. Auf unserer Webseite haben wir ein „Tagebuch der Hilfe“ eingerichtet, das dokumentiert sehr eindrucksvoll, wo und wie Hilfe geleistet wird:
kolping.net/spenden/ukraine-situation-vor-ort/.
Um auch eine Versorgung in die Kriegsgebiete zu gewährleisten, haben wir uns direkt zu Beginn des Krieges mit unseren Kollegen aus den Kolping-Verbänden Ukraine, Polen, Rumänien und Slowakei vernetzt. So konnten wir über MS Teams eine Koordinierungsgruppe zusammenstellen, welche Informationen untereinander schnell weiterleiten kann: Welche Grenzen sind aktuell offen, welche Konvois sind aktuell wo unterwegs oder welche Routen sind für unsere LKWs am ungefährlichsten? Leider kam es trotzdem schon vor, dass ein Konvoi, der die Hilfsgüter in die Ukraine weitertransportierte, bombardiert wurde. Doch wir werden uns von Rückschlägen nicht entmutigen lassen und alles dafür tun, dass die Menschen in der Ukraine auch weiterhin von uns versorgt und nicht allein gelassen werden. Ihre Spende kommt unmittelbar bei den Menschen an.“
… über das weitere Vorgehen in Uschhorod: „Aktuell planen wir, eine weitere Flüchtlingsunterkunft in Uschhorod aufzubauen. KOLPING Rumänien führt zudem regelmäßig in der Ukraine Betreuungsangebote speziell für Kinder durch, um ihnen einige Stunden Ablenkung vom Kriegsalltag zu ermöglichen. Dies sind zum Beispiel gemeinsame Spiele oder das Backen in einer Bäckerei, wo Plätzchen und Kuchen für die Familien gebacken werden. Normalerweise werden in der Bäckerei Menschen in dem Handwerk ausgebildet. In Zukunft wird die Arbeit mit Menschen, die vom Krieg traumatisiert sind, wichtiger werden.“
… Möglichkeiten, die Menschen in der Ukraine auch weiterhin zu unterstützen: „Natürlich hilft es am meisten, wenn wir die Menschen in der Ukraine auch weiterhin mit Spenden unterstützen. Aber auch den Kriegsflüchtlingen hier in Deutschland können wir helfen, oft auch schon mit kleinen Dingen: Nehmen Sie die Menschen herzlich bei uns auf und gehen Sie auf sie zu, damit sich die Geflüchteten aus der Ukraine bei uns sicher und aufgehoben fühlen. Und am wichtigsten: Vergessen Sie den Krieg in der Ukraine nicht und sorgen Sie dafür, dass er kein Alltag wird, dass wir uns nie an den Krieg gewöhnen. Denn das ist eine der größten Sorgen der Menschen, mit denen ich gesprochen habe: Die Angst vergessen zu werden und dass die westliche Welt die russischen Überfälle akzeptiert – ähnlich, wie in der Krim-Krise 2014.“
Vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg bei Ihren weiteren Einsätzen in Uschhorod. Wir möchten uns auch bei allen Mitarbeitern von Schlüter aus allen Niederlassungen bedanken, die dieses Projekt unterstützt haben oder sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich für die Menschen in der Ukraine einsetzen. DANKE IHNEN ALLEN!